- Wanderungen
- Wanderungen, Migrationen, in Abhängigkeit von Umweltbedingungen und inneren Faktoren ausgeführte, gerichtete und zeitlich koordinierte Ortsveränderungen einer gesamten Population oder von Teilpopulationen (z.B. bestimmte Altersgruppe) einer Tierart, die der Arealvergrößerung (Ausbreitung), dem Nahrungserwerb, der Reproduktion, der Flucht vor ungünstigen Umweltbedingungen oder Feinden dienen können. Periodische W.: Viele Zooplankter, z.B. Kleinkrebse, steigen nachts zur Meeresoberfläche auf und kehren mit Tagesbeginn wieder in tiefere Bereiche zurück. Jahreszeitlich gebunden sind z.B. der ⇒ Vogelzug, die W. der mitteleuropäischen Fledermäuse zu ihren Überwinterungsplätzen, bei denen zwischen 20 und 250 km zurückgelegt werden, die W. mancher Huftiere, z.B. der Rentiere der arktischen Tundra zur Überwinterung in die Taiga, die W. von Faltern aus dem Mittelmeergebiet im Frühjahr nordwärts über die Alpen. Die Aale aus Mitteleuropa wandern zur Fortpflanzung ins Sargassomeer; die dort geschlüpften Larven, die in den Golfstrom gelangen, erreichen als Jungtiere wieder die europäischen Küsten. Die Lachse dringen vom Meer aus in Flüsse ein und suchen dort bestimmte Laichplätze auf. Laichw. unternehmen auch viele Amphibien im Frühjahr zu ihrem Laichgewässer. Periodische W. werden weitgehend endogengesteuert, doch spielen Faktoren wie Tageslänge, Temperatur, Nahrungsangebot eine Rolle.Nichtperiodische W. werden in erster Linie exogen ausgelöst, so v.a. durch Nahrungsmangel, z.B. bei W. von Invasionsvögeln wie Seidenschwänzen und von Bergfinken aus Sibirien nach Mitteleuropa im Winter; bei Wanderheuschrecken, bei Kohlweißlingen, bei Lemmingen nach Massenvermehrung.
Deutsch wörterbuch der biologie. 2013.