Tiergesellschaften

Tiergesellschaften
Tiergesellschaften, bei verschiedenen Arten vorkommende Gruppenbildung von Individuen. Aufgrund äußerer Bedingungen können Tiere zusammengeführt werden und eine Zeitlang zusammenbleiben: z.B. Fledermäuse an einem Überwinterungsplatz, Schmetterlingsraupen, die einem Gelege entstammen, auf einer Pflanze. Diese Aggregationen sind als Scheingesellschaften von den echten T. zu unterscheiden, die aufgrund sozialer Attraktion der Mitglieder bestehen.
    Anonyme T. sind oft sehr groß, die Mitglieder kennen sich in der Regel gegenseitig nicht persönlich. Offene anonyme T. sind z.B. Insekten-, Fisch- und Vogelschwärme, bei denen fremde Tiere hinzukommen können. Kommuniziert wird meist über visuellen und akustischen Kontakt. In geschlossenen anonymen T. (z.B. Insektenstaaten; Sippen der Wanderratten) erkennen sich die Tiere an überindividuellen chemischen Merkmalen, dem Gruppengeruch; das führt dazu, dass fremde Artgenossen feindlich behandelt werden.
    Individualisierte T. bestehen aus Mitgliedern, die sich wenigstens z. T. gegenseitig persönlich kennen. In offenen individualisierten T., z.B. in Brutkolonien von Vögeln oder Fischen, kennen sich die Nachbarn. Es können ohne weiteres Tiere hinzukommen oder verschwinden.
Geschlossene individualisierte T. kommen nur bei Wirbeltieren, insbesondere Säugern, vor, z.B. die Rudel von Hirschen, Wölfen, Löwen. Die Mitglieder kennen sich persönlich, es kommt zu einer differenzierten Kommunikation und zur Bildung einer Rangordnung. Viele Verhaltensweisen (z.B. Brutpflege, Nahrungserwerb, Verteidigung) werden gemeinsam ausgeführt. Fremde Artgenossen können sich nicht anschließen, das Verschwinden eines Mitglieds kann bestimmte Verhaltensweisen innerhalb einer Gruppe (z.B. Suche, Rangordnungskämpfe) auslösen.
    Die Bildung von T. hat verschiedene Vorteile, v.a. bessere Feindvermeidung, erfolgreicheren Nahrungserwerb, effektivere Fortpflanzung durch gemeinsame Aufzucht der Jungen, Arbeitsteilung. Während offene T. meist zu bestimmten Zeiten für einen bestimmten Zweck gebildet werden (z.B. Brutkolonien, Vogelzug), entstehen geschlossene T. meist aus Familienverbänden.

Deutsch wörterbuch der biologie. 2013.

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  • Tiergesellschaften — Tiergesellschaften, die Vereinigung einer Anzahl von Individuen derselben Tierart zum zeitweisen oder ständigen Zusammenleben findet sich bereits bei den niedersten tierischen Lebewesen, den Protozoen, und kommt bis zu den höchststehenden (Vögel …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • anonyme Tiergesellschaften — ⇒ Tiergesellschaften …   Deutsch wörterbuch der biologie

  • individualisierte Tiergesellschaften — ⇒ Tiergesellschaften …   Deutsch wörterbuch der biologie

  • Biotop — Lebensraum * * * Bio|top 〈m. 1 oder n. 11〉 Lebensraum von Tier u. Pflanzenarten, die ähnl. Umweltbedingungen verlangen [<grch. bios „Leben“ + topos „Ort, Raum“] * * * Bi|o|top [bio u. ↑ top], das u. der; s, e: ↑ Ökosystem. * * * Bio|t …   Universal-Lexikon

  • Sukzession — Abfolge; Nachfolge * * * Suk|zes|si|on 〈f. 20〉 1. Rechtsnachfolge 2. Thronfolge 3. Entwicklungsreihe, allmähliches Übergehen einer Pflanzengesellschaft in eine andere [<lat. successio] * * * Suk|zes|si|on, die; , en [lat. successio = Nachfolge …   Universal-Lexikon

  • Hackordnung — Hạck|ord|nung 〈f. 20〉 soziale Rangordnung in Vogelgruppen, (allg. a.) in Tiergesellschaften [nach der Gepflogenheit von Hühnervögeln, Rangstreitigkeiten durch Aufeinanderloshacken auszutragen] * * * Hạck|ord|nung, die (Verhaltensf.): Form der… …   Universal-Lexikon

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