- Neurohormone
- Neurohormone, neurosekretorische Hormone, von Neuronen aus Aminosäuren gebildete Peptide, die bei Wirbeltieren und Wirbellosen vorkommen und wohl die evolutionär ältesten Botenstoffe sind; sie wirken häufig auf die Bildung und Freisetzung bzw. Hemmung anderer Hormone. N. sind z.B. die Hypothalamus-Hormone der Wirbeltiere, die Hormone der Urophysis der Cyclostomen und Fische sowie Hormone, die die Insektenentwicklung kontrollieren. N. lassen sich nicht immer scharf von Transmittern abgrenzen (z.B. Adrenalin).Die Hypothalamus-Hormone kann man in zwei Gruppen einteilen:1. Direkt in den Stoffwechsel eingreifende Nonapeptide der Neurohypophyse, die im Hypothalamus gebildet werden, über Axone zur Neurohypophyse gelangen und dort in Nervenendigungen (Neurohämalorgan) gespeichert und bei Bedarf in den Blutstrom abgegeben werden. Bei Nichtsäugern handelt es sich um Substanzen wie z.B. Vasotocin, Mesotocin, bei Säugern um ⇒ Oxytocin, das die Lactation fördert, und ⇒ Vasopressin, das an der Regulation der Wasserresorption in den Nieren mitwirkt.2. Nicht direkt in den Stoffwechsel eingreifende, auf die Hormonsekretion der Adenohypophyse fördernd oder hemmend wirkende, aus 3–14 Aminosäu-ren bestehende Liberine (Releasing-Hormone) und Statine (Inhibiting-Hormone). Es sind sechs Liberine und drei Statine bekannt, die vom Hypothalamus über Blutgefäße direkt in die Adenohypophyse geleitet werden. So stimuliert z.B. das Thyrotropin Releasing Hormon (TRH = Thyroliberin) die Freisetzung von Thyrotropin (TSH), Corticotropin-Releasing-Hormon (CRH = Corticoliberin) die des adrenocorticotropen Hormons (ACTH), Gonadotropin-Releasing- Hormone (GnRH = Gonadoliberine) die der Gonadotropine Luteotropes Hormon (LH) und Follikelstimulierendes Hormon (FSH). Somatotropin Inhibiting Hormon (SIH = Somatostatin), das auch im Magen-Darm-Trakt vorkommt, hemmt die Freisetzung von Somatotropin. Die Sekretion der Statine und Liberine geschieht teilweise in rhythmischer Folge, gesteuert durch nervöse Impulse aus anderen Hirnbereichen und häufig durch den Bluthormonspiegel.Ebenfalls zu den N. gehören die ⇒ Neuromodulatoren, deren bekannteste, die Enkephaline und Endorphine, in Neuronen des Gehirns und in verschiedenen endokrinen Drüsen vorkommen. Sie sind Peptide aus 15 bis 31 Aminosäuren mit morphinähnlicher Wirkung.Bei Wirbellosen werden viele Vorgänge durch N. kontrolliert, so z.B. die Häutung der Nematoden, dieReifung der Eizellen von Seesternen, die Häutung der Krebse und Häutung, Puppenbildung, Metamorphose und Fortpflanzung von Insekten (⇒ Insektenhormone).
Deutsch wörterbuch der biologie. 2013.