Komplexauge

Komplexauge
Komplexauge, Facettenauge, aus zahlreichen Einzelaugen, den Ommatidien, bestehendes Linsenauge; ermöglicht Bildsehen; hat sich bei Insekten, Krebsen und einigen Muscheln konvergent entwickelt. Das K. kann wenige oder sehr viele Ommatidien enthalten (z.B. 30000 bei Libellen). Beim Appositionsauge sind die Ommatidien durch Pigmentzellen vollständig voneinander isoliert, das Rhabdom reicht bis zum Kristallkegel. Beim Superpositionsauge verschiedener nachtaktiver Käfer und Schmetterlinge sind die Ommatidien nur unvollständig isoliert, das Rhabdom ist nur basal ausgebildet. Die Sinneszellen des Ommatidiums können so auch durch abgeleitete Lichtstrahlen von Nachbarommatidien gereizt werden, während beim Appositionsauge nur diejenigen Lichtstrahlen die Sinneszellen erreichen, die durch den dioptrischen Apparat des betreffenden Ommatidiums eingetreten sind. Dem Vorteil des Superpositionsauges, der größeren Lichtstärke, entspricht als Nachteil die geringere Bildschärfe. Das räumliche Auflösungsvermögen des K. hängt von der Anzahl von Ommatidien pro Raumwinkel ab und ist im Vergleich zum Einzellinsenauge der Wirbeltiere gering. Dagegen ist das zeitliche Auflösungsvermögen, also die Fähigkeit, nacheinander eintreffende Lichtreize getrennt zu verarbeiten, besser als bei Wirbeltieren. Während
z.B. der Mensch nur 15–25 Lichtreize pro Sekunde auflösen kann, liegt diese Grenze bei manchen Insekten bei über 200. Der Empfindlichkeitsbereich liegt etwa zwischen 300 nm und 650 nm, umfasst also auch ultraviolettes Licht. Das Farbensehen erfolgt durch Zusammenwirken verschiedener Typen von Sinneszellen. K. nehmen die Schwingungsrichtung polarisierten Lichts wahr; Insekten können sich daher nach dem Sonnenstand orientieren.
Ommatidium aus Appositionsauge (A) und Superpositionsauge (B)

Deutsch wörterbuch der biologie. 2013.

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