- Haustiere
- Haustiere, aus Wildarten durch Domestikation vom Menschen in den Hausstand überführte, betreute, genutzte und über viele Generationen gehaltene Tiere. Vielfältige Motive veranlassten den Menschen zur Domestikation: z.B. leichteres Gewinnen von Nahrung und Rohstoffen, kultische Vorstellungen und emotionale Bedürfnisse. Die verschiedenen Haustiere stammen jeweils nur von einer Wildart ab. Für einige Tierarten hat es mehrere Domestikationszentren gegeben, z.B. für das Schwein in Europa und Asien. Die morphologischen und physiologischen Unterschiede und die Abweichungen im Verhalten der H. gegenüber den entsprechenden Wildarten beruhen v. a. auf einer Veränderung der Lebensbedingungen, dem Wegfall einer stabilisierenden Selektion, der Selektion von Merkmalen sowie der Züchtung durch den Menschen. Modifikatorisch geprägt sind z.B. die Verringerung des Hirngewichts um bis zu 30% und die Ablösung von einem jahreszeitlichen Fortpflanzungsrhythmus, die wohl in erster Linie auf Stressverringerung in der Obhut des Menschen zurückzuführen sind. Andere Veränderungen wie Mopsköpfigkeit, Ausbildung von Hängeohren und »Holländerscheckung« (Fell vorn und hinten dunkel, in der Körpermitte hell), die bei mehreren Haustierarten als Parallelentwicklungen auftreten, sind genetisch bedingt.Als älteste Haustiere gelten Schaf und Ziege (seit ca. 12000 Jahren) sowie der Haushund (seit über 10000 Jahren). Sehr früh wurden auch Rind und Schwein (vor ca. 8000 Jahren) und Pferd (vor ca. 6000 Jahren) domestiziert. Neben den Haussäugetieren gibt es auch domestizierte Vogel- und Fischarten. Unter den Insekten sind die Honigbiene und der Seidenspinner zu erwähnen. Die Fruchtfliege Drosophila gilt als »Haustier« der Genetiker. Gerade in jüngerer Zeit sind H. hinzugekommen, die nicht wegen ihres wirtschaftlichen Nutzens, sondern nur als »Hobbytiere« gehalten werden, wie z.B. der Goldhamster.
Deutsch wörterbuch der biologie. 2013.