- Farbensehen
- Farbensehen, bei verschiedenen Weichtieren, Gliederfüßern, Wirbeltieren vorkommende Fähigkeit, die auf dem Vorhandensein von zwei bis vier verschiedenen Farbrezeptoren in der Retina mit jeweils unterschiedlichen Absorptionsmaxima beruht. Bei den Wirbeltieren –unter den Säugern sind die Primaten besonders farbentüchtig – gibt es drei verschiedene Sorten mit unterschiedlichen Sehfarbstoffen in den als Farbrezeptoren fungierenden Zapfen. Der Mensch besitzt Zapfen, die bei 440 nm (Blau), solche, die bei 535 nm (Grün) sowie Zapfen, die bei 570 nm (Rot) maximal absorbieren. Eine bestimmte Farbe mit ihrer spezifischen Wellenlänge führt zu einem spezifischen Erregungsverhältnis der drei Zapfentypen. Die drei Sehfarbstoffe sind jeweils ähnlich wie das ⇒ Rhodopsin gebaut. Bereits im 19. Jahrhundert war die Existenz dieser drei Zapfentypen, in der Dreikomponententheorie des Farbensehens von Thomas Young und Hermann Helmholtz gefordert worden, da sich alle Farbempfindungen des Menschen additiv durch Mischen der drei Grundfarben herstellen lassen. Bei der geschlechtsgekoppelt rezessiven Rot-Grün-Sehschwäche fehlt entweder das Rot- oder das Grün- Opsin-Gen, die beide nebeneinander auf dem X-Chromosom liegen; die betreffende Person kann im Rot- Grün-Bereich keine Farbtöne unterscheiden. Die Si-gnale aus den Zapfen rufen auf der Ebene der Horizontal-, Bipolar- und Ganglienzellen antagonistische Potentialänderungen hervor, die der ebenfalls aus dem 19. Jahrhundert stammenden Gegenfarbentheorie (Ewald Hering) entsprechen: Auf die Farbenpaare Grün-Rot bzw. Blau-Gelb antworten bestimmte nachgeschaltete Neurone und zwar mit Hyperpolarisation bei kurzwelligem Licht (Grün- bzw. Blau-Bereich) und mit Depolarisation bei langwelligem Licht (Gelb- Rot-Bereich). Das Farbensehen der Insekten wurde v.a. bei Bienen gut untersucht. Sie haben statt Rotrezeptoren Ultraviolettrezeptoren, ihr Spektralbereich umfasst also kürzere Wellenlängen als der der Wirbeltiere.
Deutsch wörterbuch der biologie. 2013.