Eubacteria

Eubacteria
Eubacteria, Eubakterien, ca. 1600 überwiegend heterotrophe Arten umfassende Abteilung der Bakterien.
    Morphologisch lassen sich kugelförmige Kokken, Stäbchen (sporenbildende Formen heißen Bazillen), gekrümmte Stäbchen (Vibrionen), geschraubte Stäbchen (Spirillen) unterscheiden. Da die Zellen bei manchen E. nach der Teilung verbunden bleiben, kommt es zur Bildung von einfachen oder verzweigten, teilweise auch in Scheiden steckenden Zellfäden von Netzen oder Zellhaufen. Analog zu manchen Myxomycten bilden zahlreiche Myxobakterien zusammen einen Fruchtkörper. Die Zellstruktur der E. entspricht der Protocyte. Manche E. sind bewegungslos, andere bewegen sich durch Geißeln ( Bakteriengeißel) oder kriechen nach Art nackter Protoplasten (Myxobakterien) oder gleiten auf einer Schleimhülle. Die Bewegung kann durch Chemotaxis, Aerotaxis, Phototaxis, Magnetotaxis ausgelöst sein. Die Schleimhülle befindet sich bei manchen E. an der Zelloberfläche; sie besteht aus Polysacchariden oder Polypeptiden und wird, falls sie eine scharfe äußere Begrenzung bildet, als Kapsel bezeichnet. Im Falle einer Koloniebildung unterscheidet man kapselbildende S-Formen mit glatter Oberfläche (»smooth«) von kapsellosen R-Formen mit rauher Oberfläche (»rough«). Als ex-
trazelluläre Anhänge besitzen manche E. zahlreiche feine Fäden (Fimbrien), die eine Anheftung an den Konjugationspartner (Sexualpili) oder an das Substrat ermöglichen. Chloro- und Purpurbakterien besitzen Pigmente, im Übrigen sind die Zellen fast stets farblos; allerdings scheiden manche Kolonien Farbstoffe ab.
    Die Ernährung der E. ist meist heterotroph saprophytisch oder parasitisch. Die autotrophen Formen ernähren sich je nach Energiequelle und Elektronendonator unterschiedlich (Photolithotrophie, Chemolithotrophie, Photoorganotrophie). Bei der Phototrophie wird kein Sauerstoff freigesetzt, da als Elektronendonator nicht Wasser, sondern anorganische oder organische Verbindungen dienen ( Bakterienphotosynthese). Auch Symbiose mit anderen Organismen kommt vor. Unter den E. gibt es Aerobier und Anaerobier. Für die Fortpflanzung und Vermehrung teilt sich die Zelle, indem sie eine Querwand bildet. Sexualakt und Meiose fehlen, es gibt jedoch Parasexualität; dabei wird genetisches Material von einer Zelle zur anderen übertragen. Manche Formen können ungünstige Lebensbedingungen durch Ausbildung von Dauerzellen (Cysten) überstehen. Das Protoplasma reichert sich an einer Stelle in der Mutterzelle an, es folgt die Teilung der Mutterzelle in eine größere Zelle und eine kleinere, zur Cyste bestimmten Zelle.
Diese umgibt sich mit einer dicken Zellwand. Die Cysten können häufig Austrocknung und Kälte überdauern und zeichnen sich oft v. a. durch große Hitzeresistenz aus. Sie überstehen dann stundenlanges Kochen, während ihre vegetativen Zellen oft beim Pasteurisieren absterben.
    E. sind überall weit verbreitet: im Boden, im Wasser, in der Luft sowie auf allen Gegenständen. Verschiedene Arten können auch unter extremen Bedingungen leben; so findet man z.B. einige thermophile Arten in heißen Quellen, andere erzeugen Wärme (z.B. Bacillus stearothermophilus, Thermomonospora-Arten). Manche E. teilen sich unter optimalen Bedingungen mehrmals in einer Stunde; möglich wird das durch ihre große Oberfläche in Relation zur Körpermasse und die dadurch begünstigte hohe Stoffwechselintensität. Die Mannigfaltigkeit ihrer Ernährungsweisen begünstigt ebenfalls ihre weite Verbreitung. Als Zersetzer organischer Substanz sind E. bedeutsam für den Kreislauf der Stoffe und die Mineralisierung organischer Verbindungen. Fast alle Naturstoffe, aber nur ein Teil der Kunststoffe, werden von E. zersetzt. Der Mensch hat sich die Stoffwechselaktivitäten der E. bei biotechnischen Verfahren in Haushalt, Landwirtschaft und Industrie nutzbar gemacht: z.B. bei der Herstellung von Sauermilchprodukten, Silage, Essig; bei der Abwasserreinigung und Kom-
postbereitung; für die Stickstoffanreicherung im Boden (Rhizobium-Arten); in der Gentechnik. Zahlreiche E. sind Krankheitserreger bei Tieren und Pflanzen. In Letztere dringen E. durch Spaltöffnungen oder Wunden ein und leben meist in den Interzellularen; ihre Toxinausscheidungen töten die Zellen.
    Unsicherheit besteht noch immer über die verwandtschaftlichen Beziehungen innerhalb der E. Entsprechend ihrer Gramfärbbarkeit unterscheidet man grampositive und gramnegative E.; diese Einteilung wird von Sequenzanalysen der 16S-rRNA gestützt.

Deutsch wörterbuch der biologie. 2013.

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