- Viren
- Viren (Sing.: Virus), nichtzelluläre genetische Einheiten – weder eucytisch noch protocytisch organisiert; ohne eigenen Stoffwechsel, aber mit der Fähigkeit zur identischen Replikation; gelten daher als an der Schwelle zwischen lebenden Organismen und unbelebter Materie stehend. Während ursprünglich alle Erreger von Infektionskrankheiten als V. bezeichnet wurden, wird die Bezeichnung seit Beginn des 20. Jahrhunderts nur noch für Erreger benutzt, die durch bakteriendichte Filter nicht zurückgehalten werden. Von Zellen unterscheiden sich Viren: 1. Sie besitzen entweder DNA oder RNA, niemals beides zusammen. 2. Sie sind sehr viel kleiner, Ø zwischen 20 und 300 nm. 3. Es fehlt ihnen ein eigener Stoffwechsel. 4. Ihre Vermehrung ist nur in Wirtszellen möglich; Spaltung, mitotische oder meiotische Teilungen kommen nicht vor. Obwohl sich V. in Größe, Form und chemischer Zusammensetzung unterscheiden, bestehen sie aus den gleichen Strukturelementen: V. können in extrazellulärer und intrazellulärer Zustandsform auftreten. Im extrazellulären Zustand, in dem das Viruspartikel auch Virion genannt wird, ist das genetische Material, DNA oder RNA, von einer Proteinhülle, dem Capsid, das aus mehreren Protein-Untereinheiten, den Capsomeren, besteht, umgeben. Die meisten Viren haben mehrere chemisch unterschiedliche Unterein-heiten, die sich zu größeren morphologischen Einheiten vereinigen. Die Proteinuntereinheiten enthalten die Information zu einer solchen Selbstaggregation (selfassembly). Den gesamten Komplex von Virusgenom und Proteinhülle nennt man Nucleocapsid. Bei einigen V. (viele Tierv., einige Bakterienv.) ist das Nucleocapsid noch von einer äußeren Hülle aus Lipiden und Proteinen (envelope) umgeben. Einige Viren enthalten Enzyme, etwa Nucleinsäurenpolymerasen oder reverse Transkriptase. Die Partikelstruktur ist symmetrisch, entweder helikalsymmetrisch wie beim stäbchenförmigen Tabakmosaikv. (TMV) oder icosohedral-symmetrisch wie beim sphärischen Adeno-V. Komplexe Symmetrie liegt etwa beim T2- oder T4-Phagen vor: icosohedraler Kopfteil und helikaler Schwanzteil. Die Klassifizierung der V. erfolgt nach ihren Wirten: Tierv., Pflanzenv., Bakterienv. (Phagen). Auch Insektenv., Pilzv., Einzellerv. und Algenv. sind bekannt, aber so wenig erforscht, dass für diese Gruppen noch keine Systematik entwickelt wurde. Bei den anderen ist ein wichtiges Einteilungsprinzip, ob DNA der RNA vorhanden ist, daneben andere Merkmale, wie Vorhandensein oder Fehlen einer envelope, oder das Vorkommen gewisser Enzyme. Die ⇒ V.replikation wurde an Phagen erforscht.
Deutsch wörterbuch der biologie. 2013.