- HIV
- HIV, human immunodeficiency virus, zu den Retroviren gehörender Erreger; wurde 1983 als HTLV III (human Tlymphotrophic virus type III) und LAV (lymphoadenopathy associated virus) isoliert; verursacht die Immunschwächekrankheit AIDS (acquired immune deficiency syndrome); in mehreren Typen bekannt. HIV infiziert eine mit dem CD4-Marker (früher T4 genannt) besetzte Subpopulation der Lymphocyten: die T-Helferzellen des Menschen, die durch körperfremde Antigene dazu aktiviert werden, Lymphokine, Helferfaktoren und andere Proteinsubstanzen abzugeben, die bestimmte Gruppen von B-Lymphocyten anregen, sich zu vermehren und Antikörper gegen das Antigen zu bilden. Für HIV dient der CD4-Marker als Zelloberflächenrezeptor. Als Retrovirus schreibt HIV in der befallenen Zelle seine RNA mit Hilfe der reversen Transkriptase in DNA um. Oft vergehen dann Jahre, ehe das Provirus aktiv wird. Da die freien Viren ständig ihre Oberflächenstruktur ändern, sind die zuvor gebildeten Antikörper unwirksam. HIV vernichtet die Wirtszelle nicht sofort; diese stellt jedoch Wachstum und Teilung ein, sodass der Anteil der CD4-Zellen an der Gesamtpopulation der T-Lymphocyten immer geringer wird. An der Oberfläche der HIV-infizierten CD4-Zellen werden HIV-Antigene ausgebildet, wodurch sie den cytotoxischenT-Zellen als »nicht eigen« präsentiert und von diesen vernichtet werden. Durch die Abnahme der CD4-Zellen wird auch weniger Interleukin-2, ein Regulator der T-Zell-Funktion, produziert.HIV wird nicht durch Alltagskontakte übertragen, sondern 1) durch sexuelle Kontakte, 2) parenteral durch Empfang von Blut oder Blutprodukten, 3) durch gemeinsames Benutzen von Spritzbestecken bei Drogenabhängigen, 4) durch Übertragung auf das Kind im Mutterleib. Oft vergehen nach der Ansteckung viele Jahre, ehe das ins Genom der Wirtszelle eingebaute Virus zur Vermehrung übergeht. Aus o.g. Gründen geht bereits in dieser Latenzzeit die Zahl der CD4-Zellen zurück, und es kommt oft zu Zwischenstadien (Lymphknotenschwellungen, Gewichtsverlust, Fieber u.a. Symptome). Das Vollbild von AIDS zeigt sich durch opportunistische Infektionen, wird also durch solche Erreger hervorgerufen, die nur bei Menschen mit geschwächtem Abwehrsystem zu Krankheiten führen, z.B. Lungenentzündungen durch Pneumocystis carinii, Darminfektionen durch Strongyloides stercoralis. Es können sich auch seltene Krebsformen wie das Kaposi-Sarkom entwickeln. Eine HIV-Infektion kann durch immunologische Tests nachgewiesen werden, die nicht den Erreger selbst, sondern die gegen ihn gebildeten Antikörper aufspüren. Gebräuchlich ist derzeit der ELISA-Test, der bei positi-vem Ergebnis durch einen zweiten Test, üblicherweise den Western Immunblot, bestätigt werden muss. Derzeit gibt es kein Heilmittel gegen AIDS. Die genetische Variabilität von HIV erschwert die Entwicklung eines Impfstoffs.
Deutsch wörterbuch der biologie. 2013.