- Endhirn
- Endhirn, Telencephalon, Großhirn, vorderster, am höchsten entwickelter und evolutionär jüngster Teil des Gehirns der Wirbeltiere; dient der Koordination, Integration und Kontrolle motorischer und sensorischer Funktionen und ist verantwortlich für alle höheren geistigen Leistungen wie Gedächtnis, Lernen, Bewußtsein. Das E. ist in die beiden ⇒ Hemisphären gegliedert. Ursprünglich war das E. Geruchszentrum, das über die Bulbi olfactorii an den Hemisphärenspitzen Erregungen aus der Riechschleimhaut aufnimmt. Während noch bei den Fischen alle Bereiche des Palliums von den Riechbahnen erreicht werden, nimmt in der Höherentwicklung der Wirbeltiere der olfaktorische Einzugsbereich ab und beschränkt sich bei den Säugern auf den Paläocortex. Gleichzeitig ziehen Bahnen, die Informationen von anderen Sinnesorganen leiten, zunehmend bis ins E. (⇒ sensorischer Cortex). Auch die motorischen Funktionen werden immer stärker der Kontrolle des E. und insbesondere des Cortex unterstellt. Die höchste Kontrollinstanz über die untergeordneten motorischen Zentren in Hirnstamm und Kleinhirn sind noch bei den Reptilien die Basalganglien. Bei niederen Säugern kontrolliert dann die Althirnrinde (Archi- und Paläocortex) die Basalganglien. Bei den höheren Säugern koordiniert und kontrolliert schließlich der Neocortex die Bewe-gungsprogramme (⇒ motorischer Cortex). An der Basis des E. befindet sich das, teilweise von Archi- und Paläocortex gebildete limbische System. Das E. der Sauropsiden ist nicht cortical organisiert. Eine in den Ventrikel hineinragende Leiste entspricht wohl funktionell dem Neocortex der Säuger.
Deutsch wörterbuch der biologie. 2013.